Trockensitzung begeisterte die Narren in der ausverkauften Stadthalle

 

Corona hat so manchem Verein übel zugesetzt und hat bei vielen seine Spuren hinterlassen. Die Aktiven des Carneval Comité Oberlahnstein (CCO) waren deshalb sehr gespannt darauf, ob sich die Pandemie auch auf ihre Arbeit für die Fünfte Jahreszeit negativ ausgewirkt hat. Sie konnten jedoch beruhigt feststellen, dass das CCO kaum darunter gelitten hat, sieht man von finanziellen Dingen einmal ab. Die Vorbereitungen für die großen Trockensitzungen liefen sehr gut und das komplette Team blickte der Sitzungspremiere optimistisch entgegen. Und nachdem beim Kartenvorverkauf die erste große Trockensitzung schon nach gut einer Stunde ausverkauft war, waren alle CCO-Aktiven erst recht motiviert, die Sitzungen, genau wie vor der Pandemie, zu einem Erfolg zu machen.

Auch im Großen Saal der Stadthalle spürte man die Vorfreude des Publikums auf eine tolle Veranstaltung. Das Bühnenbild, geschaffen von Thomas Back, Gerd Schwan und ihrem Team, erstrahlte in bunten Farben zu passend ausgewählter Musik. Die positive Stimmung übertrug sich sofort auf alle Mitwirkenden, was man schon beim Einzug des Elferrats spüren konnte, der zusammen mit der uniformierten Gruppe der CCO-Narren und der großen CCO-Tanzgarde durch den Saal den Weg auf die Bühne nahm.

Die Bühneneröffnung geriet dann auch gleich zu einem emotionalen Höhepunkt: Live am Flügel von Elferratsmitglied Jannik Bersch begleitet, sangen Ann-Kathrin Fingerhut, Maja Schmidt und Vera Schmitz gemeinsam mit Sitzungspräsident Markus Krapf das Begrüßungslied in Anlehnung an den Kölner Hit „Unsere Stammbaum“ und trafen damit den Nerv des Publikums.

Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Die CCO-Kindertanzgruppen zeigten gleich zu Beginn, dass sie in den vergangenen Jahren und Monaten viel neues gelernt und trainiert hatten. Für die Allerkleinsten war die Trockensitzung sogar die erste „richtige“ Begegnung mit der Fassenacht, denn ihr Geburtsdatum lag kurz hinter dem Beginn der Pandemie. In tollen Kostümen als Paradiesvögel, Sterne und Flugbegleiter kamen die CCO-Tanzgruppen „Minis“, „Bambinis“ und „Jugend“ zu ihren tollen Auftritten.

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Die Begeisterung des Publikums übertrug sich auf die jungen Tänzerinnen und Tänzer und war der beste Lohn für die stolzen Trainerinnen, Lisa Fuß, Michaela Dasbach, Isabelle Igel, Kristina Eibel, Melina Sonnak und Johanna Esten.

Michael Münch nahm als erster Redner des Abends das Publikum mit „zurück in die Zukunft“ und begeisterte die Besucher als Doc Emmit Brown, der seinen Delorian auf dem „ULLL-Parkplatz Alter Friedhof“ (ULL=’Unten liegen Leichen‘) abgestellt hatte. Mit pfiffiger Feder und spitzer Zunge spannte er den Bogen vom Weltgeschehen bis ans Rhein-Lahn-Eck, wo jetzt Biff Tanner „liefert“ und mit harter Hand regiert und sagte Dinge voraus, die das Publikum lachen und staunen ließen. Aber er warnte auch: „Wenn man die Zeitlinie manipuliert, kann es sein, dass das Universum explodiert.“ Das passierte zwar nicht, aber die Sitzungsbesucher belohnten Michael Münch dafür mit unzähligen Lachern und tosendem Beifall.

Die Närrische Turmgarde besuchte die CCO-Trockensitzung mit großer Abordnung und hatte ihre Kindertanzgarde mitgebracht, die mit einem starken Auftritt für großen Applaus sorgte. Vorsitzender Boris Reuter und Kommandant Mike Fuchs waren sichtlich stolz auf ihre Truppe und begeistert über die freudigen Reaktionen des Sitzungspublikums.

Sein Debüt in der CCO-Bütt lieferte Benjamin Graf, der als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Oberlahnstein auch großes närrisches Talent bewies. Dabei gab er so manches Stückchen aus seinem Familienleben als „müder Papa“ preis. Er nahm kein Blatt vor den Mund und sorgte für viel Freude im Publikum, auch weil er seine Worte immer wieder musikalisch ausgestaltete. Und zum Schluss durfte er auch Werbung für seine Kirche machen, die gerne mehr Besucher verdient hätte, wenn er sonntags „über sieben Bänke“ sehen muss. Wenn der Beifall des anwesenden Publikums hierfür ein Gradmesser sein sollte, braucht er sich ab sofort keine Gedanken mehr über leere Kirchenbänke zu machen.

Ganz ohne (verständliche) Worte kamen die „Kamelle Bon(n)bons“ (Karin Karbach, Vera und Eva Bonn) in ihrer Clownerie als närrische Palastwache aus. Mit urkomischen Gesten und Lauten sorgten sie für große Begeisterung und Lachtränen beim Sitzungspublikum. Diese Vortragsart lässt sich nur schwer beschreiben, das musste man einfach gesehen haben!

Zwischen den einzelnen Programmpunkten hatte Präsident Markus Krapf mehrmals versucht, „das Protokoll“ anzukündigen. Hans-Georg und Konstantin Meier als „Eule und Spiegel“ hatten sich bis dahin jedoch erfolgreich dagegen gewehrt, dieses Format auf die Bühne zu bringen. Schließlich waren sie jedoch bereit, ihren Vortrag zu zeigen, wenngleich auch die Ereignisse von denen sie berichteten, kein Protokoll wert waren. Am Ende waren Eule und Spiegel doch wieder versöhnlich gestimmt und entspannten sich mit einem Joint. Viel Musik, geschliffene Texte und Pointen bildeten zusammen einmal mehr einen tollen Vortrag, bei dem sich Hans-Georg und Konstantin Meier wieder des Beifalls sicher sein konnten.


Mit schönen alten Stimmungsliedern sorgten Markus Krapf und Karl Krämer dann dafür, dass die Sitzungsbesucher ihre Portemonnaies öffneten und großzügig für die Fastnachtsumzüge des CCO spendeten, bevor die CCO-Junioren tanzend sowohl Regen als auch Sonne auf die Bühne brachten. Tanja Sonnak und Laura Fuß hatten mit den Mädchen diesen schönen Tanz einstudiert, der mit viel Beifall bedacht wurde und viel Sonne in die Herzen der Besucher zauberte.

Manfred Radermacher sendete wieder wie gewohnt „live“ aus dem Elften Kanal. „Der Kloon aus der Kist“ beleuchtete zum 38. Mal die Lahnsteiner Geschehnisse aus seiner eigenen Sichtweise und begeisterte wieder mal das Publikum mit spitzfindigem Humor. Stadtrat, Verwaltung und Oberbürgermeister konnten sich wieder warm anziehen, das Publikum jedoch war schon aufgeheizt und spendete Beifall. Das im 11. Kanal vorgestellte Schubladenelement „Lennart“ von Ikea dürfte demnächst zum Verkaufsschlager werden, zumal in der untersten Schublade auch „der Hahn“ zu finden ist. Gemeinsam mit „Rocky Rheinsteig“ (Hans-Georg Meier) stellte er die Hits aus der aktuellen Stammtisch-Hitparade vor und als dann 800 Menschen zusammen „Du bist Lohnschde“ sangen, wurde es einem tatsächlich warm ums Herz.

Diese Wärme spürte man auch beim Besuch der Lahnsteiner Tollitäten, Prinz Harald I vom Baare- und Heinzeland (Harald Hergenhahn) und Lahno-Rhenania Katharina I (Katharina Groß), denn sie brachten mit viel Gefühl und dem nötigen Humor ihr Anliegen unters närrische Volk, ab sofort und bis Aschermittwoch der Narretei zu huldigen. Dies dürfte ihnen gemeinsam mit ihrem tollen Prinzenstab bestens gelingen. Sie vertreten mit den Farben Rot und Weiß nicht nur die närrische Herkunft des Prinzen, der Traditionsgarde Rot-Weiß, sondern auch die Farben der Stadt Lahnstein, was auch im Prinzenlied „Ruut un wieß“ musikalisch zum Ausdruck gebracht wird.

Unter dem Titel „Graf sucht Frau – eine monstermäßige Ballnacht“ bot das Showballett der Traditionsgarde Rot-Weiß wieder einmal einen prächtig ausgestatteten und perfekt dargebotenen Showtanz, der traditionell wieder in eine Handlung gepackt war. Doris Pietzka und Bianca Zapp haben mit ihrer gut 30-köpfigen Showtanzgruppe nach zwei Jahren Zwangspause einen Beitrag geschaffen, der im Karneval zwischen Köln und Mainz seinesgleichen sucht und auf den Prinz Harald als Mitglied der Traditionsgarde Rot-Weiß zu Recht sehr stolz sein kann. Das Publikum war ebenfalls begeistert.

Tosenden Beifall spendete das Sitzungspublikum auch dem von Jasmin Kalb, Michaela Dasbach und Kristina Eibel einstudierten Gardetanz der Seniorentanzgarde des CCO. Das war mal wieder ein Gardetanz wie man ihn sonst nur auf den Bühnen der Fastnachtsmetropolen im Rheinland zu Gesicht bekommt. Da stimmte einfach alles!

Tänzerisch zwar nicht ganz so perfekt, aber dafür um so lustiger geriet in diesem Jahr die Show des CCO Elferrats, der sich diesmal ins Nachbarland Österreich begeben hatte und das „Weiße Rössl“ unsicher machte. Oberkellner Leopold (Wilfried Röllig) moderierte in seiner ihm eigenen Art diese großartige Darbietung, bei der alles live gesungen und getanzt wurde. Und als zum Schluss Kaiser Franz und Kaiserin Sissi (Markus Krapf und Karl Krämer) die Bühne betraten hielt es keinen Besucher mehr auf seinem Stuhl. Man konnte auf jedem Fall dem CCO-Elferrat bescheinigen, dass in seinen Reihen mehr als zwei Showtalente zu finden sind, von denen man in Lahnstein noch hören wird.

Nach dieser fulminanten Show übernahm kurzfristig Maja Schmidt die Moderation, weil Markus Krapf erst mal „in die Maske“ musste. Hierbei wurde sie mehr oder weniger charmant vom rasenden Reporter „Horst Schlämmer“ unterbrochen, der sich als Bühnentechniker getarnt hatte und sein „Schätzelein“ verbal und mit leckerem Underberg „anmachte“. Christoph Karst war wieder mal in diese Rolle geschlüpft und sorgte so für eine gelungene Auflockerung und viele Lacher.

Nachdem der Saal sich dann wieder beruhigt hatte, verwandelte das CCO-Showballet die Bühne ins Weltall. Was die 22 Tänzerinnen mit ihren Trainerinnen Athina Buttó, Jasmin Kalb und Michaela Dasbach hier darboten hat Lahnstein lange nicht mehr gesehen. Gewagte Hebefiguren, tänzerische Glanzleistungen, hohes sportliches Niveau und wunderschöne Kostüme bei einer herrlichen Kulisse und mit unglaublichen Lichteffekten untermalt war diese Show ein großartiger Höhepunkt der CCO-Trockensitzung.

Und wenn es jemanden beim CCO gibt, der noch zu später Stunde das Publikum zum toben bringt, dann ist es der unnachahmliche Karl Krämer, die diesmal als Taxifahrer von seinen Abenteuern mit der Kundschaft berichtete und der auch wieder aus seinem eigenen Familienleben mit „Dieter und Inge“ erzählte. Ohne Zugabe ließ das Publikum „seinen Karl“ natürlich nicht von der Bühne. Musikalisch ging die Reise zum Schluss dann vom „Rusemondach im Winzer“ bis zur „Sierra Madre del Sur“.

Bevor der glänzend aufgelegte und immer schlagfertige Sitzungspräsident Markus Krapf das große bunte Finale einleitete konnte er zuerst noch die Band „Dorfkind“ mit ihrem Leadsänger Simon Bersch und den Musikern Jannik Bersch, Dennis Platt und Lara Günther auf der Bühne begrüßen, die mit den größten Partyhits erfreuten und das Publikum erfolgreich zum mitmachen animierten.

Die Sitzungsband „Discover“ mit Benny Breuch, Peer Krahulik und Mario Levin-Schröder hatte bis dahin schon alles gegeben und den gesamten Abend bestens live begleitet. Dass das Programm auch technisch perfekt und mit guter Akustik und professionellem Licht über die Bühne gehen konnte, verdankte das CCO seinem Bühnenteam mit Literat Benedikt Kadenbach, Alexander Hohenbild, Jakob Müller, Marwin und Volker Werner und am Mischpult Julian Kapp und Frank Heisterkamp von KK-Licht-und Sound und auch dem Hausmeisterteam der Stadthalle mit Udo Kratz und Holger Scheeben.

Nach gut sieben Stunden versammelten sich die Aktiven dann noch einmal allesamt auf der Bühne zum großen Finale und beendeten eine Trockensitzung, von der man in Lahnstein noch lange sprechen wird. Für die Sitzung am Sonntag, den 5. Februar um 14 Uhr sind noch ein paar Restkarten bei der Wäscherei Glatt + Sauber, Adolfstraße 70, erhältlich.