Nach der entbehrungsreichen Corona-Zeit sind die Aktiven des Carneval Comités Oberlahnstein (CCO) wieder fast wie in alten Zeiten präsent und haben die Bühnen zurückerobert.
Bereits im vergangenen Jahr war zu erkennen, dass die Pandemie beendet ist und die Fastnacht wieder zelebriert werden konnte. Der Zuspruch der Menschen war aber mitunter noch etwas vorsichtig. In diesem Jahr jedoch spürten die Närrinnen und Narren, dass die Corona-Zeit jetzt überwunden ist, auch wenn immer wieder von krankheitsbedingten Ausfällen berichtet wurde, die um die Jahreszeit aber immer schon vermehrt auftraten. Beim CCO hatten man sich dazu entschieden, zwei Trockensitzungen als Abendveranstaltung und eine Familiensitzung am Nachmittag anzubieten. Die erste Trockensitzung bildete auch wieder den Rahmen für die Inthronisation der Lahnsteiner Tollitäten, Prinz und Lahno-Rhenania, aber das fast sechsstündige Sitzungsprogramm war in jeder Hinsicht abwechslungsreich und absolut unterhaltsam. Rund 400 Aktive aller Generationen zeigten beim CCO was sie können und begeisterten das Publikum in der Stadthalle.
Beeindruckend war schon die Eröffnung der vom Team der Bühnenbauer um Thomas Back und Gerd Schwan geschaffenen Bühne, die mit tollem Licht und passender Musik auf den Einmarsch der großen Gruppe der CCO-Narren, der CCO-Tanzgarden und natürlich des CCO-Elferrats mit seinem Präsidenten Markus Krapf wartete, der in diesem Jahr bereits zum 21. Mal die Sitzung leitete. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle auch das Team hinter der Bühne mit Literat Benedikt Kadenbach, Alexander Hohenbild, Jakob Müller sowie Marwin und Volker Werner. Und für den guten Ton sorgten über viele Stunden die Männer am Mischpult, namentlich Frank Heisterkamp und Julian Kapp mit ihrem Team.
Für viel Begeisterung sorgten direkt zu Beginn der Sitzung die Kleinsten vom CCO, die Kindertanzgarden mit dem Showtanz „Hawaii, Mallorca, Ibiza“. Die Kinder nahmen das Publikum mit auf eine Reise zu den schönsten Inseln und beeindruckten mit tollen Kostümen und einer gekonnt vorgetragenen Tanzdarbietung. Das Trainerinnen Team mit Lisa Fuß, Michaela Dasbach. Isabelle Igel, Kristina Eibel, Melina Sonnak und Johanna Esten konnte stolz auf das Gezeigte sein. Im weiteren Verlauf der Sitzungen erlebte das Publikum auch noch die großartigen Gardetänze der CCO-Juniorentanzgarde und natürlich der großen Tanzgarde.
Auch befreundete Garden und Vereine zeigten ihr Können auf der CCO-Bühne. Die Närrische Turmgarde, die in diesem Jahr ihr vier mal elfjähriges Jubiläum feiert, begeisterte mit einem perfekt vorgetragenen Gardetanz.
Die Weltpolitik wurde wieder von „Eule und Spiegel“ heiter-kritisch und musikalisch perfekt verpackt. Hans-Georg und Konstantin Meier nahmen kein Blatt vor den Mund und bezogen auch klar Stellung gegen rechts, womit sie das Publikum auf ihrer Seite wussten. Auch die regierende Ampelkoalition bekam reichlich ihr Fett weg und auch ein kleiner Seitenhieb auf die aktuelle Situation vor Ort durfte nicht fehlen.
Mit Sabine Hohenbild erlebten die Sitzungsbesucher ein neues Gesicht in der CCO-Bütt, das aber absolut kein Unbekanntes im Lahnsteiner Karneval ist, denn Sabine Hohenbild ist seit einigen Jahren die Schatzmeisterin des Vereins und ein echter Aktivposten. In ihrer Bühnenrolle als Stewardess „über den Wolken“ fühlte sie sich wohl und ihr trockener Humor bekam ihrem Publikum besser als ein Tomatensaft in der stickigen Kabine. Viel Beifall war der schönste Lohn für dieses Debüt.
Bereits zum zweiten Mal war Pfarrer Benjamin Graf beim CCO auf der Bühne. Diesmal berichtete er von seinen Erlebnissen als vielgefragter Gratulant bei runden Geburtstagen und anderen familiären Anlässen, bei denen es manchmal auch ganz schön heiß hergehen kann. Dass Benjamin Graf ein vielseitiges Talent besitzt konnte er einmal mehr unter Beweis stellen.
Die „Kamelle Bon(n) Bons“ mit Karin Karbach und den Schwestern Eva und Vera Bonn bieten stets Clownerie und Parodien der schrägen Art und mit Lachgarantie. Diesmal waren sie sportlich unterwegs, weil sie auf eine Teilnahme an der Olympiade in Paris hofften. Ihre Trainerin im Original-Trainingsanzug aus dem Jahr 1972 war aber nicht so recht zufrieden mit den Leistungen ihrer Schützlinge, aber am Schluss konnten sie dann doch noch mit ihrer eigenen Form von rhythmischer Sportgymnastik überzeugen.
Beim CCO wird so´gar ein eher trockener Programmpunkt wie eine Tellersammlung zu einem Highlight. Zusammen mit Markus Krapf trat Maja Schmidt in Erscheinung und die Beiden stellten nicht nur die Frage „Wer soll das bezahlen“ sondern hatten auch den aktuellen Hit aus Köln über „Romeo und Julia“ im Gepäck.
Und weil auch dieser Programmpunkt so perfekt vorgetragen werden konnte, muss an dieser Stelle die tolle Leistung der Band „Discover“ mit Benny Breuch, Peer Krahulik und Mario Levin-Schröder erwähnt werden, denn durch ihre Musik werden Einspielungen aus der Konserve bei den Bühnenakteuren nicht mehr benötigt. Und „Live“ klingt nun mal alles viel schöner.
Wenn Sitzungspräsident Markus Krapf seinen Freund Karl Krämer auf der CCO-Bühne ankündigt rollt stets eine Welle der Freude durch die Halle. Krämers Karl hatte dieses Jahr seine Vortragsart zumindest am Anfang in Reimform gebracht und strahlte in der Rolle als Optimist. Aber auch seine Anekdoten aus dem Alltag und die kleinen Geschichten seiner Eltern „Dieter und Inge“ durften nicht fehlen und sein Lied „Ich liebe das Leben“ brachte das auf den Punkt, was Karl Krämer seit über drei Jahrzehnten auf der CCO-Bühne und im ganzen Land zeigt: Lebensfreude und Heiterkeit.
Dass auch im Himmel die Hölle los sein kann, stellte das Showballett der Traditionsgarde Rot-Weiß wieder einmal bestens unter Beweis. Das Trainerinnenteam Bianka Zapp und Doris Pietzka hatte eine tolle Show inszeniert, die für viel Beifall und Verzückung beim Publikum sorgte. Wunderschöne Kostüme und viele originelle Einfälle sind stets die Erfolgsgaranten bei den „Rot Weißen“ die auch in diesem Jahr wieder das Publikum mitreißen und begeistern konnten.
Für Wogen der Begeisterung sorgten Lahnsteins Tollitäten, „Prinz Marco I von der geselligen 24er Schar in ihrem 100. Jubiläumsjahr“ und Ihre Lieblichkeit Lahno-Rhenania Marie I. Samt ihrem Stab und einer großartigen und riesigen Gefolge durch die Prinzengarde Funken Blau-Weiß mit ihrem General Dirk Ely. Das war ein tolles Bild als diese Hundertschaft an uniformierten Gardistinnen und Gardisten den Saal eroberten und die beiden Tollitäten dann mit viel Humor und Schlagfertigkeit für tolle Stimmung sorgten.
Bei der Zweiten Trockensitzung überraschte die Kinderlahno-Rhenania Lotta I. auch als Solotanzmariechen das begeisterte Publikum.
In Zeiten von Fake-News und schlechten Nachrichten allerorten wurde es natürlich auch wieder Zeit für den „Clown aus der Kist“. Der Elfte Kanal mit Manfred Radermacher begeisterte das Sitzungspublikum in seinem vierzigsten Jahr in dieser Rolle wieder einmal mit unglaublichen Geschichten und Zusammenhängen lokaler Geschehnisse in einer globalen Unordnung. Der verkehrte Verkehr und die geplante Bundesgartenschau waren nur einige Themen aus dem Lahnsteiner Mikrokosmos. Zusammen mit Hans-Georg Meier besang er auch den Klimawandel und zeigte den Verkehrsteilnehmern wie man „links eromm und rechts eromm“ durch die Stadt kommt.
Spätestens seit den CCO-Trockensitzungen weiß jetzt in Lahnstein ein jeder, was sich hinter dem Wort „Kabelbrand“ verbirgt: eine elfköpfige Band aus jungen Lahnsteiner Musikerinnen und Musikern, die mit aktuellen Hits und Evergreens aus dem breiten Spektrum der Karnevalsszene das Publikum mitrissen, das diese neue Gruppe gar nicht mehr von der Bühne lassen wollte. Mal rockig, mal etwas ruhiger und immer mit einem satten Bläsersatz ausgestattet sind die Musiker von „Kabelbrand“ der neue Stern am Lahnsteiner Narrenhimmel.
Da musste Sitzungspräsident Markus Krapf erst einmal die Menschen im Saal wieder beruhigen, denn bei der Darbietung des CCO-Showballetts war absolute Konzentration nötig. Die fast 40 jungen Damen und ein Mann hatten ein ganzes Jahr lang tänzerische Höchstleistung gepaart mit akrobatischen Hebefiguren und Würfen trainiert. Die „Reise in den Dschungel“ riss das Publikum auch noch zu später Stunde zu Beifallsstürmen hin. Athina Butto, Jasmin Kalb und Michaela Dasbach hatten sehr viel Herzblut und jede Menge Arbeit in diese Darbietung gesteckt und war sichtlich stolz über den großartigen Erfolg.
Bevor das große Finale zu den Klängen von „Ole ole Fiesta“ die Sitzung beendete, kaperte der CCO-Elferrat mit seiner Piraten-Show die Bühne. Captain Hurley (Ehrenelferratspräsident Wilfried Röllig) trat gegen seinen Konkurrenten Jack Sparrow (Markus Krapf) in den Wettbewerb, wobei die Frau, um die es ging (Armin „Sturzi“ Schramm) nicht gerade ein Hauptgewinn war. Der Auftritt, die Show an sich, war jedoch ein solcher. Welcher Karnevalsverein im Land verfügt schon über einen Elferrat der nicht nur Singen sondern auch tanzen kann. Trainerin Yvonne Jäger unterstützte „ihre Jungs“ auch tänzerisch und hatte die Bande so auch immer im Griff.
Zum großen Finale auf der Bühne traten nochmal alle Aktiven des Abends an, ergänzt von Jannik Bersch, Mitglied des CCO-Elferrats, der eine tolle Karriere als Mainzer Hofsänger hingelegt hat und jetzt sehr viel in der Landeshauptstadt unterwegs ist. Mit Genehmigung der Hofsänger durfte er aber sein Bühnenkostüm auch bei seinem CCO tragen und seinen Heimatverein gesanglich unterstützen.