Das Online-Angebot der Liveübertragung war ein voller Erfolg
Die Trockensitzungen des Carneval Comité Oberlahnstein (CCO) waren jahrzehntelang aus dem karnevalistischen Angebot am Rhein-Lahn-Eck nicht mehr wegzudenken. An drei Tagen war die Stadthalle stets prächtig gefüllt und die Gäste erlebten ein mitunter siebenstündiges Sitzungsprogramm. Aber dann kam Corona und im vergangenen Jahr musste die komplette Kampagne abgesagt werden. Das sollte jedoch dieses Jahr nicht mehr passieren, auch wenn es nach wie vor pandemiebedingte Einschränkungen geben sollte. So wurde im CCO-Vorstand, insbesondere auf Betreiben von Eva Bonn, die Idee geboren, eine Trockensitzung in einer „Light-Version“ anzubieten, und zwar in einer Liveübertragung im Internet. Durch das Projekt „Cinema Carnevalis“, das ja schon seit längerem beim CCO gereift ist und im Juli dieses Jahres zum acht mal elften Jubiläum des Vereins präsentiert werden soll, verfügte das Organisationsteam des CCO bereits über Erfahrungen und Verbindungen für die Produktion einer solchen Online-Sitzung. Mit Matteo Müller und seinem Team von „CinClip“ und natürlich mit dem CCO-Aktiven Julian Kapp und den Technikern um Frank Heisterkamp war das Projekt dann auch letztlich gut zu stemmen. Nach dem Motto „Wir zeigen alles, was trotz Corona möglich ist“, gelang es, mit einer über zweistündigen „Trockensitzung light“ an den Start zu gehen. Und schon kurz nachdem der Link für das Vimeo-Streaming-Portal viele Tage vor dem Termin veröffentlicht war, konnte man beim CCO deutlich spüren, dass es großes Interesse an diesem Sitzungsformat geben würde. Für die Akteure war dies natürlich ein Riesenansporn dafür, entsprechende Beiträge zu liefern. So stand das komplette Rednerteam bereit und bereitete die Beiträge so vor, als würde man vor ausverkaufter Stadthalle spielen.
Das Team um Wombel Thörmer und Gerd Schwan hatte in der Wagenbauhalle des CCO ganze Arbeit geleistet und die komplette Showbühne wie in der Stadthalle aufgebaut. Einige der in der Wagenbauhalle abgestellten Prunkwagen wurden für die Dauer der Sitzung anderweitig untergebracht, und andere Wagen dienten in der Halle als Bühne für die Sitzungskapelle „Discover“ mit Benny Breuch und „Juchi“ Peer Karhulik und für die Regie. Das Herz der Übertragungstechnik war in der Werkstatt unter dem Vereinsheim aufgebaut und im Vereinsheim selbst konnten sich die Akteure auf ihre Auftritte vorbereiten. Und diese waren trotz des fehlenden Livepublikums durchweg sehr erfolgreich.
Präsident Markus Krapf hatte sich mit Eva Bonn und Benedikt Kadenbach ein tolles Programm ausgedacht, das die Möglichkeiten einer professionellen Liveübertragung voll ausschöpfte. Wegen der Abstandsregeln waren leider keine tänzerischen Darbietungen live möglich, aber es gab ein Livegespräch mit der Sprecherin der Tanzsportabteilung, Laura Fuß, und aufgezeichnete Auftritte aller Lahnsteiner Garden und auch ein Gardetanz der CCO-Tanzgarde kam per Mitschnitt zur Aufführung. Sogar eine „Liveschalte“ zu den Freunden in Osterspai konnte verwirklicht werden.
Schon der Einspielfilm weckte die Erwartungen bei den Zuschauern. Dann erfolgte die Liveschaltung in die Wagenbauhalle, wo zunächst der CCO-Vorsitzende Helmut Hohl die Närrinnen und Narren draußen an den Fernsehgeräte begrüßte, bevor Markus Krapf, gut gelaunt wie immer, die Regie übernahm und gemeinsam mit Maja Schmidt eine musikalische Begrüßung darbot. Zusammen mit den Elferräten Boris Jäger und Armin Schramm wurde das Trockensitzungslied gesungen und die amtierenden Lahnsteiner Tollitäten, Kinderprinz Niklas I und Kinderlahno-Rhenania Lara I durften ebenfalls die Narren auf die Fünfte Jahreszeit einstimmen.
Zu den großen Hoffnungsträgern nicht nur im Elferrat zählt auch Yannick Bersch, der nicht nur Akkordeon spielt sondern auch noch gut singen kann. Sein Können stellter er auch bei der Online-Trockensitzung unter Beweis und intonierte das Traditionslied vom Lohnschdener Sackträgerpack: „Das ist die Plage“.
Hans-Georg und Konstantin Meier hatten ein mit spitzer Feder geschriebenes und mit viel Musik versehenes Protokoll geschrieben und lasen der großen Politik kräftig die Leviten, und auch die katholische Kirche musste die Kritik aus Narrenmund ertragen. Für Gänsehaut sorgte am Schluss des Auftritts das auf die heutige Zeit angepasste und heute um so aktuellere Lied „Heile heile Gänsje“.
Am Puls der Zeit war auch Michael Münch, der als „Influencer vom CCO“ aus Dubai berichtete und die inflationäre Internetpräsenz der so genannten Influencer, die mit Produktpräsentationen ihr eigenes Ego aufpolieren und mit viel Geschwurbel auch noch Geld verdienen, durch den Kakao zog. Auch die Politik in Stadt und Land bekam hierbei ordentlich ihr Fett ab. Es machte ihm sichtlich Spaß, sein Markenzeichen, die Wortakrobatik, und seinen feinen Humor ganz gezielt einzusetzen.
Manfred Radermacher hatte seinen Elften Kanal onlinefähig gemacht und berichtete – übrigens im 38. Jahr – wieder viel Lokales und Lustiges vom Rhein-Lahn-Eck. Niemand blieb verschont und ab sofort ist man in Lahnstein gespannt, was „Lennart liefert“. Am Schluss wurde der „Kanal“ aber wieder versöhnlich, denn der Hit „Du bist Lohnschde“ vermittelt doch jedes Mal eine ausgeprägte Liebe zu Lahnstein.
Keine Trockensitzung ohne Krämers Karl. Das galt auch diesmal wieder einmal mehr. Mit kaum zu überbietender Mimik und Gestik zog Karl Krämer nochmal so richtig alle Register seines schauspielerischen Talents, gepaart mit viel Liebe zur Heimat und seinem Gesangstalent. Der „Lohnschdener Jung“ sorgte in allen Wohnzimmern, Lokalen, Kneipen und sonstigen Lokalitäten bestimmt ebenso für Lachtränen wie für Rührung.
Markus Krapf konnte am Ende des mehr als zweistündigen Programms zusammen mit Maja Schmidt musikalische Bilanz ziehen und, nachdem alle Kameras abgeschaltet waren, gemeinsam mit dem gesamten Team stolz auf das Dargebotene sein. „Experiment gelungen!“, so das Fazit. Und das war auch messbar, denn viele Tausend Menschen hatte sich online zugeschaltet und einige Hundert von ihnen hatten auch per Mail Kommentare und Fotos ans CCO geschickt, die während der Liveübertragung eingeblendet wurden. „Das war fast so, wie wenn in der Stadthalle hunderte Menschen applaudieren und mitsingen“, so Markus Krapf. Die Welle des Lobes hielt noch bis zu den Folgetagen an. Aus der ganzen Welt erreichte das CCO Nachrichten in den sozialen Netzwerken oder per E-Mail.
Trotz alledem: Die Onlinesitzung sollte nicht die Lösung für die Zukunft der Trockensitzung sein. Im Jahr 2023 will das CCO auf jeden Fall wieder die große Narrenschar in die Stadthalle einladen. Erste Kartenwünsche sind bereits eingegangen.
Das Trockensitzungsteam 2022:
KKSound:
Julian Kapp, Frank Heisterkamp, Jan van Delft
TV-Übertragung / Kamerateam Cinclip:
Matteo Müller, Andre Heine
Bühnenteam:
Benedikt Kadenbach, Alexander Hohenbild, Jakob Müller
Musik:
Benedikt Breuch und Peer Krahulik
Drehbuch/Idee: Eva Bonn
Drehbuch und Moderation: Markus Krapf
Rasende Reporterin:
Maja Schmidt
Bühnenakteure:
Hans-Georg und Konstantin Meier, Michael Münch, Manfred Radermacher, Karl Krämer, Markus Krapf, Laura Fuß, Helmut Hohl, Maja Schmidt, Yannick Bersch, Boris Jäger, Armin Schramm
Fotos: Eva Bonn, Dr. Dirk Förger